TOY PIANO. Die kleine Größe

Von Christoph Wagner

Jazzthetik 03/04-2014 (Münster, 2014)

Einer, der die Entwicklung [des Toy Pianos] vorantreibt, ist der Österreicher Karlheinz Essl. Er hat zahlreiche Werke für die Pianistin Isabel Ettenauer komponiert, wobei er die Freiheit genießt, für ein Instrument zu schreiben, das im Gegensatz zum Klavier oder der Violine nicht mit der Bürde eines über Jahrhunderten gewachsenen Repertoires belastet ist.

Essl und Ettenauer dringen tief ins Innere des Toy Pianos vor und übertragen John Cages Idee vom präparierten Klavier auf das Kinderinstrument, indem sie mit Objekten wie einem Kreisel oder Fingerhüten seinen Klang verformen, dazu mit Hilfe von Laptops, interaktiver Software, Ringmodulatoren und Detunern das Toy Piano ins Wunderland der Elektronik entführen. Töne werden verfremdet, Klänge pulverisiert und im Raum zerstäubt oder auf wundersame Weise vervielfältigt. Manchmal wird ihnen die Bodenhaftung genommen, um sie in scheinbarer Schwerelosigkeit durch den Raum schweben zu lassen. Ein anderes Mal werden Töne verlangsamt, beschleunigt oder kaskadenhaft sprudeln gelassen. Buntschillernde Klangballungen können sich nahezu in Stille auflösen, um kurz darauf wieder ihre ursprüngliche Gestalt anzunehmen. In dieser Musik geht die Elektronik mit den akustischen Klängen des Toy Pianos eine wunderbare Symbiose ein.

 

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